Exzerpte…

Das Bild liegt, mit seinen zwei oder drei geheimnißvollen Gegenständen, wie die
Apokalypse da, als ob es Joungs Nachtgedanken hätte, und da es, in seiner Einförmigkeit und Uferlosigkeit, nichts, als den Rahm, zum Vordergrund hat, so ist es, wenn man es betrachtet, als ob Einem die Augenlieder weggeschnitten wären.

H. v. Kleist

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Er möchte nur noch Augen haben, nur noch ein einziges Auge sein. Nein, ganz, ganz anders.
Robert Walser  Kleist in Thun

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Walser will sich vielmehr in Aschenbrödel erkennnen, weil Aschenbrödel selbst sich nicht kennt…
P. Utz
in Tanz auf den Rändern

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And although „Marionettentheater“ can be said to be about proof, it is not set up as one but as the story or trope of such a demonstration, and a very cagy story at that.
P. De Man
    Aesthetic Formalization: Kleist’s Über das Marionettentheater

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…er fühlte immer für die am stärksten, die ihn zum Sprechen veranlaßten
Robert Walser
  Geschwister Tanner (Kap. 5)

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That is the way with amputations.
They just don’t heal up like a wish.
Anne Sexton
Cinderella

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Unsere Sorgen um das bisschen Identität kennen sie [= Robert Walsers Helden] kaum; die Identität ist ihnen nicht   a u f g e g e b e n  wie ein Pensum, und im
A u f g e b e n   von Identität sind sie vorbildlich….
…Diese Tendenz zur sanften Entstrukturierung, in der die Sprache wohlig ein wenig Contenance verliert, zeigt sich noch dort, wo das erzählende Ich … zur forcierten Selbstdefinition übergeht, wo es pausenlos beschwört, was es für seine Identität hält…
Martin Jürgens 
Die Aufgabe der Identität – Robert Walsers Helden

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…crotesques, qui sont peintures fantasques, n’ayant grace qu’en la varieté et estrangeté. Que sont-ce icy aussi, à la verité, que crotesques et corps monstrueux, rappiecez de divers membres, sans certaine figure, n’ayants ordre, suite ny proportion que fortuite?…
Montaigne
De l’Amitié

(Grotesken und phantastische Körper, die aus verschiedenen Gliedern zusammengestoppelt sind, die keine bestimmte Gestalt haben, in keine Ordnung gehören, außer der Natur, außer allem Verhältnis sind…)

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My spirits were elevated by the enchanting appearance of nature; the past was blotted from my memory, the present was tranquil, and the future gilded by bright rays of hope and anticipations of joy…
Mary Wollstonecraft-Shelley Tale of the Creature

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The Pile of Years is not so high
As when you came before
But it is rising every Day
From recollection’s Floor
And while by standing on my Heart
I still can reach the top
Efface the mountain with your face
And catch me ere I drop
Emily Dickinson
(1880 – Varianten im Manuskript für „mountain“ in Zeile 7:
monster„, „stature„, „spectre„, „trouble„…)

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Das Ineinanderverkeilen von Ich und Welt beherrscht generell bei subjektbezogener Literatur vor allem die moderne Literatur, zumal der im Geruche des Autobiographischen stehenden. Im Gegensatz zu Thomas Bernhard oder Elfriede Jelinek frisst aber das fingierte Ich die Welt nicht (haßerfüllt) auf. Robert Walsers thematischer Primärberührungseffekt ist, dass er die Lücke zwischen ästhetischem Ich und Welt nicht schließt, sondern sie offen hält. Er hält sie offen durch zwei Verfahren: durch die Selbstthematisierung des ästhetischen, voyeuristischen, des schreibenden Ichs und durch die Komisierung dieses Ichs. Bernhards (bei aller Komik) und Jelineks Erzählfiguren wollen Recht behalten. In «Kleist in Thun» sind das erzählte Ich wie das erzählende Ich dubiose Kantonisten.
Hermann Kinder  Leseerfahrung mit «Robert Kleist in Thun»

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…mit dem Charakter einer Teppichweberei, eines Spieles mit Worten, von etwas Mosaikartigem…
Robert Walser
, Brief vom 22.05.1927 (Zit. nach T.S. Evans )

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Mithin, sagte ich ein wenig zerstreut, müßten wir wieder von dem Baum der Erkenntnis essen, um in den Stand der Unschuld zurückzufallen? Allerdings, antwortete er, das ist das letzte Kapitel von der Geschichte der Welt…
H. v. Kleist